Die vier Grundprinzipien traditioneller Service Clubs

Im Folgenden sollen die Gemeinsamkeiten der traditionellen Service Clubs herausgearbeitet und auf eine Definition gebracht werden. Aufgrund der bisherigen Darstellungen kann man festhalten, dass für Service Clubs vier Merkmale charakteristisch sind.


      
       Quelle: Sebastian Gradinger, Universität Trier 2005


Anhand dieser Merkmale lassen sich Service Clubs von anderen am Gemeinwohl orientierten Vereinigungen abgrenzen.


1. Das Berufsgruppenprinzip

Bereits bei der Gründung des ersten Service Clubs lautete die Grundidee, junge Männer unterschiedlichster Berufe zusammenzubringen, um sich in wirtschaftlich schwierigen Zeiten gegenseitig zu unterstützen. Das Berufsgruppenprinzip wurde von Paul Harris nach der Gründung des ersten Rotary Clubs eingeführt, um nicht nur eine Heterogenität im Club zu erreichen, sondern auch, die Konkurrenz zwischen einzelnen Berufen im Club zu verhindern. Das Berufsgruppenprinzip wurde von allen bereits dargestellten Service Clubs übernommen und wird heute noch von ihnen angewendet.


2. Das Freundschaftsprinzip

Bereits bei den Logen war das Freundschaftsprinzip Basis eines Solidaritätsgedankens, zum einen sich selbst zu helfen, zum anderen aber auch Dritten. Zur Gründungszeit von Rotary ging es Paul Harris vornehmlich darum, Freundschaft auf lokaler beziehungsweise Club-Ebene zu pflegen. Wie bereits erwähnt, bestand seine Vision in der Freundschaft zwischen Männern unterschiedlichster Berufsgruppen, die sich gegenseitig helfen, jedoch auch dem Gemeinwohl dienen. Heute ist der Freundschaftsgedanke auf die internationale Ebene ausgeweitet worden. Man telefoniert mit dem rotarischen Freund in New York oder verbringt ein Wochenende bei einem Club-Freund am Zürich-See. Round Table praktiziert beispielsweise jedes Jahr an einem anderen Ort ein internationales Treffen, auf dem sich viele Mitglieder von Round Table aus der ganzen Welt zusammenfinden, um den Freundschaftsgedanken von Round Table zu pflegen. Wir sprechen auch von einer Freundschaft, bei der es vornehmlich darum geht, anderen Menschen zu helfen. Dies äußert sich in vielen Clubs in internationalen Service-Projekten.

Gerade die internationale Freundschaft unterscheidet die traditionellen Service Clubs von anderen Service-Organisationen. So ist beispielsweise APEX Australia eine Service-Organisation, die ausschließlich Clubs in ihrem Land hat. Da es sich hier um einen nationalen Service Club handelt, folgt APEX nicht diesem Freundschaftsprinzip, das in den traditionellen Service Clubs vorherrscht.


3. Das Solidaritätsprinzip

Arthur F. Sheldon prägte im Jahre 1911 die rotarischen Prinzipien mit dem Satz „He profits most who serves best“. Dieser Satz verwies auf den humanitären Auftrag von Rotary. Bis in das Jahr 1911 wandte man den Solidaritätsgedanken nur auf das Verhältnis der Mitglieder untereinander an.

Heute ist das Solidaritätsprinzip weiter gefasst. Es erstreckt sich auch auf das Engagement der Clubs gegenüber der Allgemeinheit. Für viele Clubs stellt die Verwirklichung des Solidaritätsprinzips nicht nur dem Dienst an der Gemeinschaft dar, vielmehr sehen sie das soziale Engagement als eine Verpflichtung gegenüber anderen. Man kann sogar so weit gehen zu sagen, dass die Clubs den Solidaritätsgedanken als eine Aufforderung zu einem ethischen und moralischen Verhalten im Alltag ansehen. Dies würde auch die im Jahr 1933 bei Rotary eingeführte Vier-Fragen-Probe bestätigen:


1. Ist es wahr?
2. Ist es fair für alle Beteiligten?
3. Wird es Freundschaft und guten Willen fördern?
4. Wird es dem Wohl aller Beteiligten dienen?


4. Das Vorschlagsprinzip

Das Vorschlagsprinzip der Service Clubs besagt, dass nur ein Clubmitglied einen geeigneten Kandidaten für eine Mitgliedschaft vorschlagen darf. Es ist somit nicht möglich, sich bei einem Service Club um eine Mitgliedschaft zu bewerben. Nur ausgesuchte Personen haben die Möglichkeit einer Mitgliedschaft. Zu Gründungszeiten der Service Clubs suchte man sich ganz gezielt Personen aus, die das Netzwerk des Clubs erweitern konnten. Heute sucht man sich hingegen eher Mitglieder aus, die aufgrund ihrer beruflichen Position soziale Projekte unterstützen können und vor allem bereit dazu sind, sich sozial zu engagieren.

Alle traditionellen Service Clubs praktizieren das Vorschlagsprinzip sehr streng. Einige Clubs informieren ihren potenziellen Kandidaten nicht von seiner möglichen Mitgliedschaft im Club. „Es sei betont, dass der Kandidat bis hierher zumindest offiziell noch nichts davon weiß, dass der Club sich für ihn interessiert, und insbesondere noch nie als potenzieller Kandidat in den Club eingeladen worden ist.“ Der Grund für diese Vorgehensweise liegt darin, dass man bei möglicher Ablehnung durch den Club nicht in die unangenehme Situation kommt, einen Kandidaten davon zu informieren. Aufgrund dessen wartet man erst einmal ab, wie der Club auf ein potenzielles Neumitglied reagiert.


Definition von Service Clubs

Bis zum heutigen Tage hat sich kein einheitliches Verständnis von Service Clubs eingestellt. Eine Verbindung der vier Grundprinzipien traditioneller Service Clubs weist indessen sehr wohl in die Richtung eines solchen Verständnisses. Zunächst einmal geht es um den Gedanken der Freundschaft. Hierzu kommt das Berufsgruppenprinzip, das auf eine gewisse Heterogenität der Clubs abzielt. Das soziale Engagement ist Ausdruck des Solidaritätsprinzips, und schließlich zählt zu den gemeinsamen Merkmalen das Vorschlagsprinzip. In einem Satz formuliert könnte dies heißen:

"Ein Service Club ist ein weltweiter Freundeskreis von Menschen aus unterschiedlichen Berufen, die aufgefordert sind, sich sozial zu engagieren".




Quellen:

Hörndler, Rolf et al. (2003): Rotary ABC, Hamburg.

Internationale Vereinigung der Lions Clubs (2000): Einheitliche Fassung der Lions-Club Satzung und Zusatzbestimmungen, Oak Brook, Illinois.

Kiwanis International Distrikt Deutschland e.V. (1999): Kiwanis-Handbuch für den aktiven Kiwanis-Freund.

Lions Clubs International (2004): Gesamt-District 111-Deutschland. Handbuch für Lions, Tharandt.

Rotary International (2001): Verfahrenshandbuch 2001. Nachschlagewerk für Führungskräfte von Rotary, Evanston (USA).

Round Table Deutschland (2003/2004): Mitgliederverzeichnis Round Table Deutschland, Flein.

Soroptimist International Deutsche Union (2002): Soroptimist International. Eine weltweite Stimme für Frauen, Hannover.

Union Deutscher Zonta Clubs (2003): Frauen für Frauen weltweit, Bochum.

Zonta International (2003): The Zonta Club Manual. Deutsche Ausgabe, Chicago/USA.

© Sebastian Gradinger, Universität Trier 2005